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Adresse
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Kurfürstendamm 26
10719 Berlin Charlottenburg
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Kinobetrieb
von - bis |
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1913 - 26. April 2000
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Heute |
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Gebäude erhalten, Kino zerstört
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Platzanzahl |
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1253 Plätze
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Alternativer
Kinoname |
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Union Palast / Union Theater Kurfürstendamm
(1913 - 1924)
Ufa-Palast Kurfürstendamm (1924 - 1945)
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Architekt |
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Nentwich & Simon (Neubau 1912/13);
Carl Kramer, Leo Federmann-Balasse (Instandsetzung und Bühnenerweiterung
1946); Bruno Meltendorf (Umbau 1953); Wolfgang Rasper (Einbau von fünf Kleinkinos
1979 - 1981); Helmut Bahne (Einbau von zwei Kleinkinos 1982/83)
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4'00 Angaben ohne Gewähr
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Weitere |
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Als eines der ersten Kinos
Berlins eröffnete die 'Film-Bühne Wien', damals unter dem Namen 'Union
Palast', 1913 ihre Pforten. Das sogenannte 'Haus Wien', das in Formen des Wilhelminischen
Klassizismus errichtet war, beherbergte hinter der tempelähnlichen Giebelfront
ein Café, Bierkeller und ein Kinosaal mit 850 Plätzen. |
Film-Bühne Wien, 1988 © Uwe Friedrich |
Ende der 70er Jahre, als
sich das Kinosterben in Deutschland auf dem Höhepunkt befand, opferte die
UFA das großzügige Foyer und Teile des großen Zuschauerraums
zugunsten fünf weiterer Säle. Anfang der 80er Jahre wurde die Struktur
durch den Einbau zwei weiterer Säle nochmals verändert. Diese zusätzlichen
Säle erreichte der Zuschauer über verschlungene Gänge und einem
abgelegenen Treppenhaus. Wie in allen Orten Deutschlands wurde der Versuch unternommen
dem Zuschauerschwund durch ein breitgefächertetes Angebot entgegen zutreten.
Dabei ging es selbverständlich um reine Quantität und nicht um Qualität
der einzelnen Säle. Erst Anfang der 90er hat sich dieses Denken vieler Kinobetreiber
durch einen neuen Besucherboom geändert. |
Fassade mit vorgebauter Werbewand, April 1999 (links)
© kinokompendium
Letzte erhaltene Glastür aus dem Jahr 1946, März 2000 (rechts) ©
Monika Perkovich |
Als die 'Film-Bühne
Wien' Anfang 2000 geschlossen wurde, war es das letzte Berliner Kino, das Pate
für die sogenannten 'Schachtelkinos' der 70er Jahre stand, aber auch gleichzeitig
eines der letzten und ältesten Kinos Berlins, welches noch viele historische
Zeugnisse aus der Gründungszeit des Kinos besaß.
Der Verein Aktives Museum hat 2018 nach langen Verhandlungen mit dem Apple Store eine Gedenktafel am Haus über die Geschichte des ehemaligen Besitzers Karl Kutschera anbringen dürfen. Den kompletten Text kann man hier nachlesen. Ebenso wurde die Webseite www.haus-wien.de ins Leben gerufen. |
Foyer & Treppengang im ersten Stock, März 2000
© Monika Perkovich |
Vom Kassenraum im Erdgeschoß
stieg der Zuschauer eine breite Treppe hinauf ins zweite Obergeschoß. Am
Fuß der Treppe gab es noch einen besonderen Blickfang zu bewundern. Der
Zigarrenhalter an der Wand aus dem Jahr 1913, diente zur Aufbewahrung der Pfeifen
und Zigarren der Männer während sie sich einen Film anschauten.
Oben auf dem Treppenabsatz lag ein kleines und eher improvisiertes Foyer. Abgesehen
von der modernen Verkaufstheke, die das Gesamtbild etwas verschandelt hatte, konnte
man auch noch einige alte Elemente aus den frühesten Jahren entdecken. So
zum Beispiel die Deckenlampe, das geschwungene Treppengeländer, als auch
die dunklen Holzschwingtüren. |
Gang zu den Sälen 1 & 5 bis 8, März 2000
© Monika Perkovich |
Von hier zweigte der Gang
zu den Sälen 1 und 5 bis 8 ab. Dies war der letzte erhaltene Gang aus dem
Jahr 1913. Ursprünglich führten zwei übereinander gelegene Gänge
um den Saal 1 herum, so dass man alle Logen erreichen konnte. Mit den architektonischen
Änderungen in den 70ern wurde ein Teil des oberen Gangs zum Saal 3 umfunktioniert.
Zwei riesige Wandspiegel im Gang stammten aus dem Jahr 1913 und hatten sogar den
2. Weltkrieg heil überstanden.
[Chr & Ben 12'09]
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Historischer Zigarrenhalter von 1913 neben der Kasse, März 2000 ©
Monika Perkovich |
Die ersten großen
architektonischen Änderungen im Saal wurden im Jahr 1953 durchgeführt.
Eine neue Wandbespannung wurde durch Pilaster aus hellerem Holz unterteilt und
der Decke wurde die Flachkuppel hinzugefügt. Mit dem Einbau von Saal 5 im
Jahr 1979 erhielt der Saal 1 sein letztes Erscheinungsbild. Die Bühne wurde
für den Umbau geopfert und der Raum verkleinert. Bis dahin konnten in dem
Saal Bühnenshows veranstaltet werden, bzw. Premieren im großen Stil
gefeiert werden. Von 1913 bis in die 50er Jahre war die 'Film-Bühne Wien'
eines der Premierenkinos der UFA bzw. für kurze Zeit sogar Hauptveranstaltungsort
der 'Berlinale'. |
Saal 1 Blick von der Leinwand auf den Zuschauerraum, März
2000 © Monika Perkovich |
Der große Saal 1 war
bis zum Ende elegant gestaltet und verbreitete aufgrund seiner Einrichtung das
Gefühl eines mondän eingerichteten Großmutter-Wohnzimmers. Die
zahlreichen Eingangstüren des Saals waren mit schweren Vorhängen verhängt.
Die hell verputzte und gewölbte Flachkuppel wurde dezent beleuchtet und die
Wände waren mit Leuchtern, grün gemusterter Stoffbespannung und goldfarbenen
Verzierungen verkleidet.
[Chr & Ben 04'00]
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Saal 1 vom Rang, März 2000 © Monika Perkovich |
Der Saal 2 war von 1913
bis zum Ende der 70er das ursprünglich elegante Foyer von dessen Balkon und
durch dessen hohe Fenstertüren die Besucher einen Blick auf den Kurfürstendamm
hatten. Zu Premieren konnten die Stars ans Fenster treten und den Zaungästen
unten zuwinken. Die Jugendstilgestalltung stammte aus dem Jahr 1946 als das Kino
zur 'Film-Bühne Wien' umgenannt wurde, wie man auch anhand der drei Wandbilder
(zwei Motive aus Wien umrahmten das 'Film-Bühne Wien' Logo) sehen konnte. |
Saal 2, März 2000 © Monika Perkovich |
Auch als das Foyer zum Kinosaal
umfunktioniert wurde und die Fenster zugebaut wurden, blieb das Gesamtbild erhalten.
Die hohen Pilaster und geschmackvollen Stoffbespannungen an den Wänden, der
Stuck an der Decke und die zwei großen Kronleuchtern in der Mitte des Raumes
lockten die Zuschauer auch unabhängig vom Film an.
[Chr & Ben 04'00]
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Logo an der Wand im Saal 2, März 2000 © Monika Perkovich |
Dieser Saal wurde in dem
ehemaligen Gang eingebaut, der ursprünglich zu den Logen im Saal 1 führte.
Nicht ohne Grund wurde dieser Spielort von den Mitarbeitern auch als Flugzeugsaal
bezeichnet und manifestierte den schlechten Ruf der 'Film-Bühne Wien', der
vom Standard der 90er weit entfernt war. |
Saal 3, März 2000 © Monika Perkovich |
Dies war der Schrecken meiner Kindheit. Schon damals war ich über die Sichtmöglichkeiten
und die technischen Mängel so dermaßen enttäuscht,dass ich meinen Eltern die
Ohren vollgeheult habe, den Film gar nicht richtig gesehen zu haben: Die Leinwand hatte überhaupt
kein Verhältnis zum langgezogenen Raum, der Sound war vielleicht irgendwo zu hören,
aber nicht auf den Plätzen des Saals, der Reihenabstand brachte durchgehenden Kontakt
mit der Rückenlehne des Vordermannes und die Sicht war eingeschränkt, sobald eine
zweite Person das Kino betrat.
[Chr 5'99] |
Details: Wandbespannung & Teppich, März 2000 ©
Monika Perkovich |
Der Saal wurde während
des Umbaus Ende der 70er in einem Lagerraum des Kinos eingebaut, und dem Ruf des
'Schachtelkino' ohne weiteres gerecht. Die Saalwand war mit rotem Samt und einem
übergroßes Photo der 'Brooklyn Bridge' beklebt, dass sich hervorragend
mit dem Dunkelgrün der Sitze und dem Silber des Vorhangs biß. Der Saal
stieg zugunsten einer guten Sicht sehr stark an und hat einen eigenen Notausgang,
der sich interessanterweise in Form einer nach unten verlaufenden Treppe direkt
vor der Leinwand befand.
[Chr 5'99]
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Saal 4, März 2000 © Monika Perkovich |
Dieser Raum war bis zum
Einbau des Saals die Bühne des Saal 1. Der Saal war von seiner Farbgestaltung
her sicherlich der Unansehnlichste. Konnte man diesen Eindruck bei den anderen
Sälen mit Mühe verdrängen, so fühlte man sich hier, durch
das schäbige Grün der Wände, entgültig in ein altes Pornokino
versetzt.
[Chr 5'99]
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Saal 5, März 2000 © Monika Perkovich |
Der Saal war der letzte
Saal der Anfang der 80er eingebaut wurde. Hier befand sich vorher das Büro
des Theaterleiters, als auch eine Abstellkammer.
[Ben 4'00]
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Saal 6, März 2000 © Monika Perkovich |
Die Säle 7 und 8 wurden
an den Rückteil der 'Film-Bühne Wien' Anfang der 80er angebaut und hießen
ursprünglich Saal 6 und 7. Mit Einbau des Saal 6 wurden beide umnummeriert.
Diese Säle erreichte man über eine kleine verwinkelte Treppe, die am
Ende des Gangs im ersten Stock abzweigte. |
Saal 7, März 2000 © Monika Perkovich |
Der Vorhang und die Wände waren
mit einem braunorangen Karomuster 'verziert'. Der Saal insgesamt war nur mit dem
Kinomindeststandard ausgestattet.
[Ben 4'00] |
Saal 7, März 2000 © Monika Perkovich |
An der Wand des Saals hing ein gemaltes
Bild, das die 'Skyline' der Berliner UFA Ku-Damm Kinos zeigte:
UFA Marmorhaus (inklusive dem abgerissenen
Ku-Damm Eck, in dem Saal 5 und 6 waren), Kuli
/ Studio und der 'UFA Palast' (die heutige Astor
Film Lounge). Auch die 'UFA Film-Bühne Wien' selbst war abgebildet.
[Chr 4'00]
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Saal 8, März 2000 © Monika Perkovich |
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